Für Konstanze Müller ist Kunst eigentlich ganz simpel: „Es geht nicht um ein großes Begreifen, sondern um Momente der Berührung.“ Diese entstehen für die 32-jährige Theaterpädagogin und Performancekünstlerin aus Stössing, Bezirk St. Pölten-Land, in Momenten des Zusammenkommens. Wenn Kinder aus dem Publikum sich wie selbstverständlich in eine ihrer Performances integrieren, sechs Frauen aus unterschiedlichen Generationen einander im feministischen Kollektiv begegnen oder die Stille zu Wort kommt, dann entsteht eine Dramaturgie des Daseins. Diese „kleinen Momente mit viel Wirkung“, wie sie es nennt, versucht Müller stets in ihren Arbeiten hervorzurufen.
Mit Definitionen tut sich Konstanze Müller schon seit ihrer Kindheit schwer. Mittlerweile bezeichnet sie sich als „universelle Künstlerin“, für die es kein Entweder-oder gibt. Neben Performancekunst und Bildungsarbeit liebäugelt sie nämlich auch mit anderen Disziplinen, etwa Kunsttherapie, Tanz und Lyrik. Und auch in ihren Arbeiten lässt sie gerne alles zu, was ihr gerade richtig erscheint. Ihre Performances sind interaktiv und immer im Wandel. Neugierde und kindliches Staunen stehen dabei im Vordergrund, denn die ausgebildete Volksschullehrerin versteht Kulturarbeit vorrangig als eine gemeinsame Suche nach Antworten. „Der Schlüssel liegt für mich in der Beziehungsarbeit.“ Alles und alle seien miteinander verknüpft. So entstehen Arbeiten wie der Audiowalk von Neonpink: Das Kollektiv, dessen Mitglied sie ist, spürte 2024 den historischen und emotionalen Verbindungen zwischen Frauen aus der Gegend um den Mühlbach in St. Pölten nach.
Freilich produzieren solche Prozesse oft Reibungen und Widerstände. In diese tauche sie aber liebend gerne ein: „Man muss trotzdem Unmögliches versuchen.“ Die Kunst sei ein Weg, sich von Prägungen und Glaubenssätzen zu befreien, Alternativen zu festgefahrenen Strukturen anzubieten. Denn sie mache Unsichtbares sichtbar – all das, was sich sonst nicht in Worte fassen lässt. Müllers kommende Arbeit beschäftigt sich mit diesem Ungreifbaren: der Begegnung im Dazwischen. Die Performance und Installation „Im Wesentlichen: Warten“ wird von 27. bis 29. Juni und von 4. bis 5. Juli beim Viertelfestival in St. Valentin und Steyr aufgeführt und soll nichts weniger als Handlungsohnmacht und Demokratie ausloten.
Ihre Bandbreite beweist Konstanze Müller zusätzlich mit ihrer kuratorischen Rolle im St. Pöltner Kulturverein Solektiv, der Räume für Kunst – Konzerte, Ausstellungen, Workshops – zur Verfügung stellt und sich zudem für ökologische Anliegen engagiert. In der Funktion als künstlerische Leiterin ermöglicht Müller es auch anderen, sich kreativ auszutoben.
Auf die Frage, ob es nicht manchmal überwältigend sei, sich mit so vielen Berufungen gleichzeitig zurechtzufinden, antwortet Müller: „Die Dichte ist ein Geschenk.“ Anstatt sich von ihr fernzuhalten, werde sie lieber ein Teil davon. „Ich springe in das Chaos und fange an. Ich spüre, dass das jetzt gerade mein Weg ist.“ ● ○