Tanja Elisa Glinsner
Der Workshop Ink Still Wet war eine meiner ersten kompositorischen und dirigentischen Erfahrungen mit einem professionellen Orchesterapparat und hat mich daher nachhaltig geprägt. In den Proben herrschte eine inspirierende Atmosphäre, gerade wegen des direkten Austauschs mit den Musikerinnen und Musikern. Ich empfand es als besonderen Luxus, mit Georg Friedrich Haas und Baldur Brönnimann arbeiten zu dürfen. Beiden bin ich sehr dankbar für ihre Unterstützung im Prozess, mein sehr persönliches Werk „Ein Baum. Entwurzelt. Der ins Leere fällt.“ zu Papier zu bringen. Ich habe aus dem Workshop ein neues Selbstverständnis als Künstlerin gewonnen. Da ich selbst als Mezzosopranistin von der Stimme komme, arbeite ich in meinen Ensemble- und Kammermusikwerken intensiv mit vokalen Techniken und experimentiere auch in meinen Orchesterstücken gerne mit der Stimme als zusätzlicher Klangebene.
Ink Still Wet gab mir die Möglichkeit, genau diesen Aspekt noch weiter auszuloten und im großen Orchesterkontext weiter zu erforschen. Die Gelegenheit, erstmals mit einem professionellen Orchester nicht nur als Komponistin und Dirigentin, sondern auch stimmlich arbeiten zu dürfen, war für mich eine prägende Erfahrung. Unmittelbar nach Ink Still Wet erhielt ich den Dr.-Helmut-Sohmen-Kompositionspreis, in dessen Rahmen ich mit meinem neuen Orchesterwerk „Scintillae oder froh, wie seine Sonnen fliegen …“ beauftragt wurde, das 2024 in Hongkong zur Uraufführung kam. Seitdem durfte ich mich unter anderem über den Voltaire Art Prize, den Theodor-Körner-Preis, den Short-Operetta-Wettbewerb-Kompositionspreis von Mozarteum, Lehár Festival, Kulturhauptstadt Bad Ischl und Ensemble Multilatérale sowie die Aufnahme in die Akademie Musiktheater heute der Deutsche Bank Stiftung freuen. In deren Rahmen entstand im vergangenen Jahr meine erste Oper „Schweig still, mein Stein …“.
Wenige Monate nach Ink Still Wet feierte ich mein kompositorisches Debüt im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins mit meinem Werk „BlurRed“, gespielt vom ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter der Leitung von Marin Alsop. Ebendort wurde schließlich im vergangenen Jahr das bei Ink Still Wet entstandene Werk als eines der ausgewählten Siegerwerke des Call for Scores „Schönberg 150“ wiederaufgeführt: beim Claudio-Abbado-Konzert, gespielt vom ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter der Leitung von Susanne Blumenthal. ● ○
