© Andrej Grilc
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Doğa Altınok Zayranov

Tonkünstlerin mit flexiblen Vorlieben


Hier kommt die Zukunft: An dieser Stelle präsentieren wir in jeder Ausgabe Kunstschaffende in und aus Niederösterreich, die jünger als 35 Jahre sind. Diesmal: die Violinistin Doğa Altınok Zayranov.
Porträt: Magdalena Pichler

Am Tag des Gesprächs mit morgen ist Doğa Altınok Zayranov von ihrem Türkei-Urlaub zurückgekommen, ins graue Österreich. Die hiesigen Wetterverhältnisse verderben ihr jedoch nicht die Laune, freut sie sich doch lieber auf die kommenden Proben mit dem Tonkünstler-Orchester. Seit eineinhalb Jahren ist sie Teil von Niederösterreichs Symphonieorchester, vor einem halben hat sie das Probejahr beendet. Sie lobt die Kollegialität der Tonkünstler und die Leichtigkeit, die der neue Chefdirigent Fabien Gabel verbreite.

Geboren ist die Violinistin im Jahr 2000 in der Türkei, wo sie am Çukurova University State Conservatory in Adana studierte. „Ich hatte das große Glück, in Adana bei Daniya Kaynova Geige zu lernen. Sie hat mir eine solide Grundlage in Technik, Repertoire und Musikalität vermittelt“, sagt Altınok Zayranov. Nach Wien kam sie, um an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (MDW) zu studieren. Ein großer Unterschied, wie sie schildert: „Der Unterricht war nicht mehr auf Technik konzentriert, sondern viel mehr auf musikalische Interpretation. Besonders das traditionelle Wiener Repertoire spielte eine große Rolle.“ Wieder einmal habe sie großes Glück gehabt: „Ich durfte bei meinem Professor Anton Sorokow lernen, der mir half, den Stil, die Phrasierung und den Wiener Klang besser zu verstehen.“ Österreich habe, so fiel ihr auf, in der „Musikausbildung eine lange und starke Tradition, während sie in der Türkei nicht so sehr Teil des Alltags ist. Nicht viele Menschen besuchen regelmäßig klassische Konzerte.“

Als besonderes Erlebnis hat Altınok Zayranov eine Konzerttournee durch Japan mit dem damaligen Tonkünstler-Chefdirigenten Yutaka Sado in Erinnerung. „Das Publikum dort ist sehr stark in den Emotionen, aber dennoch sehr leise während des Konzerts. Und danach gibt es einen riesigen Applaus. Als Orchester spüren wir die Atmosphäre.“ Sie würde auch gerne mal dort Urlaub machen. Oft reist sie in der spielfreien Zeit in die Türkei. Oder nach Bulgarien, woher ihr Ehemann kommt – er ist ebenfalls Musiker, allerdings bei den Wiener Symphonikern.

Im Sommer residieren die Tonkünstler in Grafenegg; dort herrsche dann eine besondere Stimmung, erzählt Altınok Zayranov. Etwas lebhafter gehe es bei den interaktiven Konzerten für ein junges Publikum zu: „Das macht großen Spaß. Es ist wichtig für uns und für die jungen Leute, damit sie ein bisschen mehr über Orchestermusik erfahren können.“ Neben der Orchestermusik liebt sie auch Solostücke. Und ihr Lieblingsstück? Das sei meistens jenes, das sie gerade probe, aktuell: Anton Bruckners „9. Sinfonie“. ● ○