Wenn Elisabeth Schimana über Musik spricht, schwingt ihr ganzer Körper mit. Zum Beispiel, wenn sie die Zeitstruktur eines ihrer Werke erklärt, bei denen die Interpretinnen und Interpreten Alltagsgeräusche mit ihren Instrumenten nachspielen: Dann hackt sie mit den Händen in die Luft. Oder wenn sie über die „kritische Bandbreite“ spricht, „Frequenzbänder, bei denen sich das Ohr nicht entscheiden kann, um welche Tonhöhe es sich handelt“: Dann richtet sie die Handflächen vertikal auf und bewegt sie parallel zueinander, als schwebe die Bandbreite dazwischen.
An einem sonnigen Vormittag im September sitzt die Komponistin auf einem Sofa in ihrem Arbeitszimmer – vor einigen Jahren ist sie in ein Haus in St. Aegyd am Neuwalde gezogen – und spricht über die Bedeutung der physischen Präsenz für die elektronische und elektroakustische Musik, zu deren spannendsten Vertreterinnen sie heute zählt. In diesem Bereich, so ihre Wahrnehmung, werde das Körperliche traditionell unterschätzt. „Man hatte die Vorstellung, dass es gar nicht mehr wichtig sei“, schildert sie. „Oder man macht etwas Performatives, geht irgendwie auf der Bühne herum.“ Ihrer Auffassung nach solle der menschliche Körper bei einer Aufführung eine starke Ausstrahlung haben. „Musikerinnen müssen in jeder Millisekunde präsent sein.“ Das nehme auch das Publikum wahr, wie bei der elektroakustischen Pionierin Beatriz Ferreyra: „Wenn sie am Mischpult ist und spielt, dann ist sie wirklich anwesend“, erzählt Schimana enthusiastisch und öffnet die Arme dabei weit.
Wer mit und für Elisabeth Schimana musiziert, ihre Kompositionen umsetzt und auf sie reagiert, benötigt wohl die Aufmerksamkeit und Sensibilität einer Herzchirurgin. In Zusammenhang mit ihrer Komposition „Höllenmaschine“, in der sie laut Eigenaussage eine „Dichte, eine gewaltige breitfrequente Masse von Sound“ auf den Körper losbrechen lässt, listete sie einmal jene Körperteile auf, die deren Interpretinnen und Interpreten zum Einsatz bringen müssen: „Vier Hände und zwei Füße von zwei Menschen arbeiten, Fingerarbeit, Beinarbeit, dazu Augen und Ohren, Gehirne, Hirnarbeit. Und die Herzen schlagen.“






