Hier liegt das Talent in der Familie: Lange ist es her, dass Stefanie, Christina und Magdalena Poxrucker ihren ersten Auftritt beim Heimatabend in Oberösterreich wagten. Ob sie nicht einmal auf der Bühne gemeinsam singen wollen, fragte man sie vor fast 20 Jahren. Mehrere Touren quer durch das Land, zahlreiche Fernsehauftritte, fünf Alben und einen Amadeus Award später begegnet man den Schwestern heute regelmäßig in den österreichischen Charts. Gemeinsam Musik machen sie aber schon, seit sie denken können.
Magdalena Poxrucker erinnert sich an eine prägende Kindheit: „Wir waren immer mittendrin, wenn irgendwo gesungen wurde.“ Mit ihren Schwestern lag sie im Halbschlaf auf dem Sofa und hörte den Chorproben ihrer Eltern zu. Das begeisterte Hobbymusikerpaar förderte die drei stark. Die Geschwister waren aber die Ersten in der Familie, die mit der Musik auf der Bühne stehen. Was zunächst nicht am Plan stand. Denn obwohl die Schwestern die Musikschule besuchten und Erfahrung im Performen hatten, erlernten sie alle einen Brotberuf. Aber manchmal kommt es eben anders: „Es ist einfach passiert“, sagt Magdalena Poxrucker mit einer Bodenständigkeit, die sie und ihre Sisters so sympathisch macht.
Zu Beginn waren es noch Dialekt-Covers von beliebten Popsongs, mit denen die Schwestern ihr Publikum mitrissen. Heute wagen sie sich mit lebensfrohen Melodien und mutigen Texten an sozialkritische Themen. Ihre Lieder handeln von Gerechtigkeit, Umwelt, Klima und Politik. Es sind Sujets, die um sie herumschwirren und situationsbedingt aufgegriffen werden, meint Magdalena Poxrucker.
Musikerinnen, Mütter, Fans
Deshalb liegt der Fokus der Songs in den letzten Jahren stark auf Gleichberechtigung: Auch die Poxrucker Sisters bleiben nicht von den Schwierigkeiten verschont, mit denen sich Frauen im Berufsleben konfrontiert sehen. Besonders in der Musikindustrie gebe es einen passiven Widerstand und viele Hürden: „Künstlerinnen, die ein Kind bekommen, sind quasi für eine gewisse Zeit im Lockdown“, sagt Magdalena Poxrucker. Danach sei der Wiedereinstieg oft schwierig. Es brauche mehr Bewusstsein für die Missstände im Gewerbe: Natürlich werde viel über Frauen in der Musikindustrie gesprochen, im Radio gespielt würden aber vor allem im Dialektbereich immer noch recht wenige. Das liege nicht daran, dass es nicht genug Kandidatinnen gäbe. So lädt die Band jährlich am Weltfrauentag zu ihrer „We Are“-Konzertreihe ein: für mehr Sichtbarkeit von Musikerinnen. Sie holen Künstlerinnen aus verschiedensten Genres auf die Bühne: „Es gibt sie!“
Und nicht nur Musikerinnen selbst prägen den Betrieb, betont Poxrucker: Frauen würden das System tragen, ihre Kinder oft motivieren, Musik zu machen, sie unterstützen und ihre Aufführungen besuchen. Und bei Konzerten? Da sei das weibliche Publikum das beste: „Es ist ein Wahnsinn, wie viel Energie aufkommt und wie cool Frauen abfeiern“, schwärmt die Künstlerin.
Die Zusammenarbeit unter Geschwistern funktioniert freilich nicht immer reibungslos. „Die Rolle in der Familie hält ein Leben lang“, sagt Magdalena, die Jüngste. Sie würde wohl immer das Nesthäkchen bleiben, während die Älteste, Stefanie, die Band-Mama sei. Christina trage das Schicksal des mittleren Kindes. Trotzdem sei jede ein eigener Mensch in den unterschiedlichsten Lebensphasen. Seit die beiden Älteren Kinder bekommen haben, haben sich die Rollen verändert. „Wir versuchen aber generell, Schwesternsein und Business stark zu trennen“, sagt Magdalena. Jede von ihnen sei für bestimmte Bereiche zuständig, finale Entscheidungen würden aber immer gemeinsam gefällt.