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Das Klima der Farbe
Informelle Abstraktionen, Lichtkreise und Zackenbilder: Mit ihrer Malerei gehörte Christa Hauer zur Nachkriegs-Avantgarde. Auf den nächsten Seiten geben wir einen Einblick in ihr facettenreiches Œuvre, in dem sie eine unverkennbare künstlerische Sprache entwickelte.
Christa Hauer, aufgewachsen in einem von Kunst bestimmten Umfeld, hinterließ ein facettenreiches malerisches Œuvre. Es reicht von figurativen Anfängen bis zu abstrakten und expressiven Bildern. Ihr Kunststudium begann sie 1939 an der Wiener Kunstgewerbeschule; von 1941 bis 1947 studierte sie an der Akademie der bildenden Künste. Ihr Frühwerk umfasste vor allem Landschaften, Porträts sowie Aktzeichnungen und stand noch unter dem Einfluss ihres konservativen Vaters, des Malers Leopold Hauer.
Künstlerische Emanzipation
Doch bereits während ihrer Studienzeit begann sie sich für die Moderne zu interessieren. Vor allem der Künstlerkreis des Wiener Art Club sowie die Begegnung mit ihrem späteren Mann, dem Maler Johann Fruhmann (1928–1985), formten ihre Hinwendung zum Informel. In den USA der 1950er-Jahre – Hauer lebte von 1953 bis 1960 vorwiegend in Chicago – emanzipierte sie sich künstlerisch und entwickelte ihre ganz eigene Sprache. Impulsgebend für die Weiterentwicklung ihres künstlerischen Werks waren die Kunst des Abstrakten Expressionismus ebenso wie Marc Rothkos Farbfeldmalerei und Jackson Pollocks Action-Painting. Befreit von jeglicher motivischen Vorgabe entstand eine Werkphase gestisch-informeller Bilder, die Hauer auch in den frühen 1960er-Jahren in Wien weiterführte. Diese wurden von meditativen Lichtkreisen in subtilen Farbverläufen und von besonderer Leuchtkraft abgelöst. Narrative Aspekte von Form und Farbe lehnte sie ab. „Eigentlich interessiert mich beides persönlich nicht. Ich bin an der Farbe als grafische Erscheinung nicht interessiert, wohl aber an ihrem Klang und ihrem Klima.“ Nach dem frühen Tod ihres Mannes wandte sich Christa Hauer dem Thema Natur zu. Die Eindrücke von ihren Reisen ans Rote Meer, nach Mexiko, Kuba und in den Jemen führten zu Landschaftsbildern, in denen sie die Küstenlinie oder die Wellenmuster am Sandstrand in abstrakte „Zackenbilder“ transformierte. In den späteren Jahren ihrer künstlerischen Entwicklung fanden wieder stärker organische und geometrische Elementen die an kosmische Strukturen erinnern, Eingang in ihr Werk.
Bezugsfeld Natur
Die Natur war stets ein wesentliches Bezugsfeld für ihre Malerei. Selbst in Phasen, in denen sie abstrakt und expressiv malte, blieb diese ein wiederkehrendes Thema, das sie auf verschiedene Weise interpretierte – mal durch Andeutungen von Landschaftsstrukturen, mal durch Farben und Stimmungen. Der Bezug zur Natur stellte für Christa Hauer keine Gegenbewegung zur Abstraktion dar, sondern eine künstlerische Synthese aus emotionalem Naturerleben und moderner Maltechnik. ● ○





