Hätte in der Urzeit jemand versucht, ein Mammut im Alleingang zu erlegen, wäre er kläglich gescheitert. Teamwork war angesagt. Klar, dass alle Beteiligten die Beute danach teilten und gemeinsam verzehrten. So gingen auch Kranke, Schwache und Ungeschickte nicht leer aus. Das Ritual des gemeinsamen Essens: eine uralte Überlebensstrategie. Im Neuen Testament besiegelten Tischgemeinschaften Zusammengehörigkeit, Vertrauen und Freundschaft – umso dramatischer der Verrat beim letzten Abendmahl. Die symbolische Bedeutung des Teilens von Brot hat sich längst in unserer Sprache niedergeschlagen, so ist der Compagnon wie der Kumpan oder Kumpel derjenige, mit (lateinisch: cum) dem man das Brot (panis) isst.
Der angesehene Gastgeber Martin Luther hat die Absicht seiner Tafelgemeinde gut in Worte gefasst: „Gastmähler sollen dazu dienen, dass sie die Menschen fröhlicher machen und nach Traurigkeit das Gemüt wieder erquicken.“
Bis heute geht es um weit mehr als nur um Nahrungsaufnahme, wenn Menschen um einen Tisch Platz nehmen. Gemeinsames Essen sorgt für Nähe und schafft eine Verbindung. Soweit das Ideal. Der Alltag sieht oft anders aus: Die einen bevorzugen bio, die anderen billig. Moralische Bedenken, religiöse Vorschriften und diverse Unverträglichkeiten machen gemeinsame Mahlzeiten zu einer täglichen Herausforderung. Verlernen wir gerade, gemeinsam an einem Tisch zu sitzen?