Familie Hauer

„Wir bilden den Zeitgeist ab“


Armin Laussegger ist Herr über sechs Millionen Objekte: Er leitet die Sammlungen des Landes Niederösterreich. morgen sprach mit ihm über die internationale Relevanz der Sammlung Hauer, über Schenkungen und darüber, warum er nicht jede Schachtel annehmen kann.

Armin Laussegger ist Herr über sechs Millionen Objekte: Er leitet die Sammlungen des Landes Niederösterreich. morgen sprach mit ihm über die internationale Relevanz der Sammlung Hauer, über Schenkungen und darüber, warum er nicht jede Schachtel annehmen kann.

morgen: Wesentliche Teile der Landessammlungen Niederösterreich bestehen aus Schenkungen, Vor- und Nachlässen, darunter etwa die Sammlung von Christa Hauer-Fruhmann. Wie entscheiden Sie, was Sie annehmen?

Armin Laussegger:

:

Wir haben mit der Sammlungsstrategie 2014 Leitlinien entwickelt. Es ist wichtig, auf Basis einheitlicher Kriterien zu entscheiden, was das Land sammelt. Vordringlich ist für uns der Niederösterreichbezug. Bei den Vor- und Nachlässen gibt es einen Trend: Es wird wichtiger, auch Dokumentarisches über Künstlerinnen und Künstler zu sammeln. So kann man einen neuen Blick auf deren Persönlichkeit werfen. Zur Zeit entwickeln wir eine Vor- und Nachlassstrategie – denn wir können nicht jede Schachtel mit Archivalien übernehmen, die uns angeboten wird.

Bekommen Sie oft etwas angeboten, das qualitativ nicht den Kriterien entspricht?

Es kommt vor, doch die Sammlungsstrategie und die Diskussionen mit Experten helfen, die Entscheidung bestmöglich zu objektivieren. Da gilt es aufzuklären: Wir bearbeiten Objekte auch wissenschaftlich und stellen sie der Forschung bereit. Das können wir nur für eine Auswahl leisten.

Die Landesgalerie Niederösterreich bestreitet ihre Ausstellungen unter anderem aus der Sammlung von Christa Hauer und dem Nachlass von Leo Navratil. Diese strahlen über Österreich hinaus. Ist es wichtig, dass Objekte überregional relevant sind?

Auf jeden Fall. Die Landessammlungen können in unterschiedlichen Bereichen international mithalten. Bei der Sammlung Hauer sind es große Namen wie Egon Schiele, Gustav Klimt, Albin Egger-Lienz und andere Künstler der Moderne. Und durch Christa Hauers Tätigkeit bildet sich die österreichische Avantgarde ab.

Gibt es auch Objekte, die Sie heute nicht mehr annehmen würden?

Kustoden prägen im Laufe der Jahrzehnte die Sammlungen. Und sie bilden einen Zeitgeschmack ab. Die Landessammlungen haben zum Beispiel viele Bauernkästen aus Niederösterreich. Heute würden wir diese nicht in solchem Ausmaß sammeln. Aber auch wir bilden den Zeitgeist ab und müssen beim Sammeln bereits an die Zukunft denken. ●○