Baumgartner

Immer schon ein Schlimmi


Hier kommt die Zukunft: An dieser Stelle präsentieren wir in jeder Ausgabe Kunstschaffende in und aus Niederösterreich, die jünger als 35 Jahre sind. Diesmal: Jasmin Baumgartner

Wer sich auch nur ein bisschen für österreichische Popkultur interessiert, dürfte mit Jasmin Baumgartners Werk bereits in Kontakt gekommen sein: Die 32-jährige Filmemacherin war zur Hochblüte der Austropop- Hitfabrik Wanda deren Lieblingsregisseurin für Musikvideos. „Vier oder fünf hab ich gemacht, angefangen hat’s mit ,Columbo‘“, erzählt die gebürtige Badenerin. „Das war eine echt coole Zeit!“

Der Musik bleibt Baumgartner treu, zumindest filmisch. Gerade arbeitet sie an ihrem ersten Langspielfilm: „The Sentimental Fail Club“. Ein Episodenfilm wird es werden, gedreht unter anderem in Nashville, Wien und Venedig, und voll mit Musik wird er sein. Aber auch erst in etwa einem Jahr fertig, Kinostart ist für Frühjahr 2024 geplant. „Deshalb haben wir – sozusagen als Vorbereitung – noch zwei Kurzfilme gemacht. Damit wir für den Langfilm etwas fitter sind.“ Der erste davon, „Bye Bye Bowser“, wird im März bei der Diagonale in Graz zu sehen sein. „Es geht darin um eine Punkrockerin, die sich künstlerisch an einem Bauarbeiter bedient.“ Der Filmtitel bezieht sich natürlich auf den Videogame-Drachen, mit dem es Super Mario immer wieder zu tun bekommt – „und wir haben auch einen Song namens ,Good Bye Peach‘ gemacht. Mal schauen, ob sich Nintendo beschwert!“

Wirklich Angst davor hat Baumgartner natürlich nicht, wie überhaupt generell vor wenig. Sie hält es mehr mit dem Motto „Warum soll man drüber nachdenken, wenn man’s gleich ausprobieren kann?“ So war auch ihre Laufbahn von wenigen Widerhaken geprägt. „Ich war ein schwieriger Teenager, immer schon ein echter Schlimmi“, erzählt sie und grinst. „Schon mit 13, 14 schaute ich lieber zu Hause Filme, als in die Schule zu gehen. Wenig später hatte ich dann einen schweren Motorradunfall und musste zwei Monate daheimbleiben. Da gab’s dann nur mehr Filme, alles andere war wurscht – Matura, Perspektiven ... Irgendwann beschloss ich einfach: ,Ich werd mal Drehbuchautorin und Filmemacherin!‘ – und hinterfragte das nie wieder.“ Verschmitzt setzt sie nach: „Dafür hatte ich dann genug Zeit für anderen Blödsinn.“

Und weil „anderer Blödsinn“ seit jeher die beste Vorbereitung für eine Künstlerinnenkarriere ist, war für Baumgartner auch die Bewerbung an der Wiener Filmakademie – für viele quasi uneinnehmbare Hürde für Jungfilmemacherinnen – eher kalkuliertes Reinstolpern denn Kraftakt. „Ich arbeitete damals für einen Filmvertrieb als Praktikantin und musste für meinen Chef in der Filmakademie etwas abgeben. Und da war dieser nette ältere Herr im Sekretariat. Weil er nicht wusste, wer ich war und was ich da tat, fragte er mich: ,Und, du willst dich auch hier bewerben?‘ Und ich, nach kurzem Zögern: ,Jaaaa!‘“

Der „nette ältere Herr“ war kein anderer als Michael Haneke – und so landete Baumgartner nach bestandener Zulassungsprüfung an der Filmakademie, studierte erst Drehbuch und dann zusätzlich Regie. Noch an der Schule begann sie auch die Dreharbeiten für ihren ersten Langfilm, die viel beachtete Doku „Robin’s Hood“ über einen multikulturellen Wiener Amateurfußballclub. „Insgesamt hab ich sieben Jahre an ,Robin’s Hood‘ gearbeitet. Und ich bin so froh, dass das mein erster Langfilm ist, den ich ins Kino gebracht habe. Der wird mir sicher nie unangenehm sein!“ ●○