© Luiza Puiu
© Luiza Puiu

Kinderkunstlabor

Spitzen-Kunst


Musikschulen, Kunstvermittlerinnen, Theaterpädagogen und Kunstlehrerinnen bringen täglich Kinder und Kunst zusammen. Doch so etwas wie das Kinderkunstlabor, das 2024 im St. Pöltner Altoona-Park eröffnete, gab es noch nie: ein Haus für zeitgenössische Kunst, dessen Konzept die Co-Kreation durch Kinder und Kunstschaffende ist. Nicht nur bei der Erarbeitung von Ausstellungen, sondern schon bei der Gestaltung der Institution sowie der Entwicklung von Architektur und Außenskulpturen waren Kinder beteiligt. Mona Jas, die künstlerische Leiterin, lädt dafür international renommierte Künstlerinnen und Künstler wie die Brasilianerin Rivane Neuenschwander ein. Für unser Special erzählte uns Mona Jas mehr darüber; zudem schilderten uns Kinder, eine Künstlerin und eine Vermittlerin, was sie hier erlebt haben. Mehr über das aktuelle Programm finden Sie unter www.kinderkunstlabor.at.

© Luiza Puiu
© Luiza Puiu

Kinderkunstlabor

Das ist euer Haus


Wie stellt man eine völlig neuartige Kulturinstitution auf, für die es noch kein Vorbild gibt? Mona Jas, künstlerische Leiterin des Kinderkunstlabors, über verschlungene Wege, kindliche Kreativität und das Prinzip Trial and Error.

Mona Jas ist seit 2021 künstlerische Leiterin des Kinderkunstlabors. Sie empfängt morgen in ihren Büroräumlichkeiten, im obersten Stockwerk des Gebäudes. Entworfen vom Architekturbüro Schenker Salvi Weber, zeichnete es die Zentralvereinigung der Architekt:innen 2024 mit dem Bauherr:innenpreis aus. Wer es betritt, spürt sofort, warum: Das Haus heißt sein Publikum willkommen, umarmt es regelrecht. Schwierig ist an diesem Vormittag im November nur, sich für einen Ort zu entscheiden, an dem das Porträtfoto von Mona Jas entstehen soll. Vor dem Netz der Künstlerin Toshiko Horiuchi MacAdam? Im „Archipelago“, einer Spiellandschaft, gestaltet von ihrem Kollegen Jakub Szczęsny? Oder doch unter den Kübeln, die in der Ausstellung der brasilianischen Künstlerin Rivane Neuenschwander von der Decke hängen? So streifen die Fotografin Luiza Puiu und Mona Jas eine Dreiviertelstunde durch das Gebäude. Wie sich Kinder und Erwachsene darin zurechtfinden, darum wird es auch im Interview gehen.

Mona Jas, Sie sind seit 2021 die künstlerische Leiterin des Kinderkunstlabors für zeitgenössische Kunst. Welche Rolle spielte die Kunst in Ihrer eigenen Kindheit?

Mona Jas

:

Als Kind hatte ich immer einen Stift bei mir. Bevor ich in die Schule kam, konnte ich meinen Namen spiegelverkehrt schreiben. Das tat ich oft, gern auch auf Wände. Damit löste ich nicht immer Freude aus. Das war vielleicht nicht Kunst, doch auch hier geht es um die Frage, wie wir uns in die Welt einschreiben, Spuren hinterlassen können. In der Begegnung mit Kunst hat mich als Kind die Kopie von Vermeers „Briefleserin in Blau“ nachdrücklich beeindruckt, die in unserer Wohnung hing: eine Schwangere, die einen Brief liest. Ich fand diese Frau unglaublich schön, und die Atmosphäre des abgebildeten Raums sog mich in das Bildgeschehen hinein. Ich spekulierte darüber, was in dem Brief wohl stehe. Das Bild war lange Zeit Teil meines Alltags und begleitete mich auch noch danach. Gleichzeitig hatte ich viele Fragen an das Bild. Es schien mir mysteriös, und so war ich immer wieder aufs Neue fasziniert.

Ihnen neue Welten zu eröffnen – geht es darum in der Begegnung von Kindern mit Kunst?

Wir sollten Erwachsene ermutigen und darin unterstützen, das Eigene zu teilen, in den Raum zu stellen. Das kann auch sogenannte Hochkultur sein – ob es ein Bach-Konzert ist, John Coltrane oder Meredith Monk. Ich bin überzeugt davon, dass das Kindern eine wundervolle Erfahrung öffnen kann. Vermeer hat schließlich auch nicht extra für Kinder gemalt.

Also: nicht vor einer potenziellen Überforderung zurückschrecken?

Vor Kunst braucht niemand zurückzuschrecken. Für mich war eben der Vermeer ein wichtiger Anker. Für andere kann es etwas anderes sein, zum Beispiel etwas, das ihnen im Ausstellungraum des Kinderkunstlabors begegnet.

Es ist seit Mitte Juni geöffnet, wie lautet das erste Resümee?

Was ich aus Fachstudien theoretisch wusste, erfuhr ich nun am eigenen Leib: Wie ein Raum gestaltet ist, entscheidet maßgeblich über das Leben darin. Durch unterschiedliche Perspektiven, Höhen, Nischen, Lichtquellen und Materialien brachten die Architekten eine Wertschätzung jungen Kindern gegenüber ein. Wir lernen das Gebäude nach und nach kennen, wie einen eigenen Protagonisten.

Was waren bisher Ihre eindrücklichsten Erlebnisse hier?

Im Sommer hatten wir keine Ausstellung, sondern arbeiteten mit den Räumen selbst. Wir fragten uns, ob sich eine Intervention mit Nebelmaschine, Duft und Sound wohl für die Kinder – sie hatten sich ein Kinderkunstlabor, „das gut riecht“, gewünscht – erschließt. Das Konzept ging auf. Sehr eindrucksvoll war, wie die Kinder, die bei der Eröffnung als Erste das Haus betreten konnten, dieses zur Einweihung mit wassergefüllten Ballons bewarfen. Wir sagten damit: Das ist euer Haus. Und: Es ist ihr Haus. Einmal angekommen, bleiben unsere Nutzer:innen viele Stunden bei uns, also viel länger als in anderen Kunstinstitutionen, denn sie fühlen sich bei uns sehr wohl. Nun, in der Ausstellung „Dreamlab“ der Künstlerin Rivane Neuenschwander aus São Paulo, ist es wundervoll zu beobachten, mit welcher Hingabe und Intensität Kinder und ihre Erwachsenen in den Dialog mit der Installation gehen. Bemerkenswert ist auch, dass sich Erwachsene im Gebäude verlaufen, Kinder aber sofort eine Orientierung haben.

Wir lernen das Gebäude nach und nach kennen.

Kinder waren auf allen Ebenen der Vorbereitung eingebunden, zum Beispiel bei der Entwicklung des Gebäudes, bei der Jury der Skulpturen im Außenraum, auch bei programmatischen Fragen. Das Kinderkunstlabor hat diesbezüglich kein Vorbild. Wie ist es, eine Institution zu entwickeln, die es so vorher noch nie gab?

as ist der Grund, warum ich von Berlin nach St. Pölten zog: weil ich von diesem neuen Konzept überzeugt bin. Dennoch ist es schwierig, etwas zu vermitteln, das es noch nicht gibt. Wie kann Neuenschwander, die mit Kindern zu einem so abstrakten Thema wie Traum arbeitet, daraus eine Ausstellung entwickeln? Das sind komplexe Lernprozesse. Bei der nächsten Ausstellung, „Papier, Stein, Schere. Materialien und Werkzeuge der Kunst“, werden auch Werke ausgestellt, die nicht angefasst werden können. Da werden wir die Ansprache an die Familien und Gruppen sowie das Fachpublikum wieder neu entwickeln.

Wo fanden Sie die Anregungen für das Kinderkunstlabor?

Als lehrende, vermittelnde und kuratierende Künstlerin war ich in Berlin bei der Biennale und dem KW Institute for Contemporary Art in Ausstellungskonzeptionen einbezogen, forschte und promovierte dazu. In einer Studie konnte ich belegen, wie viel Potenzial zur Inspiration und Irritation, aber auch zum Dialog zeitgenössische Kunst bietet. 2021 begann ich für das Kinderkunstlabor zu überlegen: Wie kann ich das für ein breites und junges Publikum so öffnen, dass daraus eine intrinsische Motivation entsteht, sich mit Kunst zu beschäftigen?

Das Neue hat üblicherweise mit Missverständnissen zu kämpfen. Welche gab es gegenüber dem Kinderkunstlabor?

Erwachsene haben in einigen Fällen einen Indoorspielplatz mit Kletterwänden erwartet. Wenn sie dann hier sind, stellen sie sich etwa angesichts unserer Lehmwerk-statt Fragen. Zum Beispiel: Was soll dieser Haufen Erde? Das ist für manche gewöhnungsbedürftig. Dennoch kann ich Skeptiker:innen davon überzeugen, dass junge Kinder überall sonst bereits genug Animation erfahren. Und im Kinder-kunstlabor wollen wir mit Kunst inspirieren und nicht animieren: Es geht hier nicht in erster Linie darum, unterhalten zu werden. Ich hörte einmal von einer Lehrerin, die ihre Kinder nicht herschicken wollte – sie nahm an, hier dürften sie alles vollmalen. Doch sie lernen hier gerade im Gegenteil, sehr achtsam mit dem Raum umzugehen und malen an den Orten, die dafür speziell eingerichtet sind, wie dem einen Labor, das dazu komplett mit Papier ausgeschlagen wurde. Warum sollte es im Kinderkunstlabor genauso sein wie in der Schule oder zu Hause? Häufig kommt auch die Frage, wie wir’s mit dem Handy halten. Wir verbieten es nicht. Wenn ein Kind mit Lehm arbeitet, kann es das sowieso nicht halten, und wenn es in der interaktiven textilen Skulptur der Künstlerin Toshiko Horiuchi MacAdam herumklettert, fällt das Ding aus der Hosentasche.

Mit wie viel Trial and Error war der Prozess, diese neue Institution aufzubauen, verbunden?

Das ist im Hintergrund immer präsent, und es braucht viele Beteiligte dafür. Ein Beispiel: Rivane Neuenschwander baute Schattentheater und Figuren aus Zeichnungen der Kinder. Die Idee war, Boxen mit Licht von hinten zu installieren. Eine Gruppe von Kindern konnte Theater spielen, die andere zuschauen. Doch da war der Error: Es zeigte sich, dass Kinder Theater gestalten und selbst sehen wollen. Rivane entwickelte dann neue Vorrichtungen, mit denen die Figuren fixiert werden können, sodass die Kinder nun auch ihr eigenes Bühnenbild anschauen können.

Welche Wege würden Sie heute nicht mehr gehen?

enraum für junge Kinder gestalten, ohne von Anfang an den TÜV, den Technischen Überwachungsverein, zu Rate zu ziehen. Im „Archipelago“ sollten wir einen Fallschutz machen. Dann stellte sich heraus, er müsste größer sein, dann brauchte es an einer anderen Stelle noch eine Leiter, die ebenfalls einen Fallschutz erforderte. Da hätten wir uns viel Zeit sparen können. Und vielleicht sind wir auch andere „falsche“ Wege gegangen. Doch im Nachhinein kann ich sagen, dass das richtig war: Denn gerade aus den Irrwegen, aus den Fehlern, habe ich am meisten gelernt.

Es gibt die Vorstellung, dass jedes Kind ein Künstler, eine Künstlerin sei. Wie stehen Sie dazu?

Kinder sind so unterschiedlich! Uns ist es wichtig, dass hier viele Kinder ihren Platz finden. Ich habe ein breites Verständnis von Kreativität: Wer sich mit Mathematik und Chemie befasst, braucht sie ebenso wie Lehrer:innen in einer Schule, wo es täglich neue Herausforderungen gibt.

Wir wollen mit Kunst inspirieren, nicht animieren.

Was sagen die Künstlerinnen und Künstler über die Zusammenarbeit mit Kindern?

Auch hier gibt es unterschiedliche Positionierungen. Rivane Neuenschwander ist Konzeptkünstlerin und entwickelt spezifische Themen für den Dialog mit Kindern. Das zu übersetzen in eine Ausstellung, ist ein Prozess, bei dem sie sehr stark die Autorinnenschaft reflektiert. Andere, wie Christine und Irene Hohenbüchler, beziehen Kinder und Jugendliche oft auch in den Bau ihrer Werke ein. So entfalten sich co-kreative Prozesse auf vielfältige Weise.

Was müssen Künstlerinnen und Künstler ihrerseits mitbringen, um hier mit Kindern zu arbeiten?

Natürlich ihr eigenes Interesse, auch daran, einen künstlerischen Dialog spezifisch mit und für die Kinder zu entwickeln. Das zeigt sich aktuell auch bei Robert Gabris und Ulrike Müller, die an Ausstellungen für das Kinderkunstlabor arbeiten. Die Künstler:innen, mit denen wir bisher gearbeitet haben, verbinden großes Einfühlungsvermögen und ihr gesellschaftliches Engagement mit einem künstlerisch sehr hohen Anspruch. Sie verstehen sich als Lernende. Und das in aller Bescheidenheit – trotz ihrer Größe und Position im Kunstfeld. ● ○

Kinderkunstlabor

Lila Sonnen, bunte Netze


Nicht nur Kinder, auch Erwachsene lernen ständig Neues im Kinderkunstlabor. Was, das erzählten uns eine Künstlerin, eine Vermittlerin, eine Schülerin und drei Schüler. Dabei erfuhren wir, was ein Kunstwerk mit den Bewegungen von Föten zu tun hat, welche Ideen der Umsetzung harren und warum das Kinderkunstlabor so manche Erwartung enttäuschte.

Ebra Kocyigit arbeitet als Kunstvermittlerin im Kinderkunstlabor.

„Die unkonventionellen Ansätze der Kinder inspirieren mich“

Ich arbeite als Kunstvermittlerin im Kinderkunstlabor. Wenn ich Führungen oder Workshops mache, gehe ich nicht einfach voran, sondern beziehe die Kinder mit ein. Ich lasse sie selbst sprechen und etwas über die Kunstwerke erzählen. Es war immer mein Traum, pädagogisch mit Kindern zu arbeiten. Vor meiner Stelle hier war ich in Kindergärten und Schulen tätig, aber dort war ich nicht glücklich. Immer standen die starren Perspektiven der Erwachsenen und die Disziplin im Zentrum. Dann hieß es vielleicht: „Male die Sonne nicht lila, sondern gelb.“ Zu sehen, dass die Kinder in ihrem Schaffen nicht wirklich frei sind, hat mir wehgetan. Als Kunstvermittlerin im Kinderkunstlabor habe ich endlich gefunden, wonach ich gesucht habe. Wir arbeiten mit den Kindern nicht auf ein Ergebnis hin, sondern es geht um den Prozess und die Freude an der Gestaltung. Ob die Sonne lila ist oder ausschaut wie ein Mond, das ist total egal. Das macht das Kinderkunstlabor so besonders.

In unseren Workshops arbeiten wir nicht mit starren Strukturen. Wenn ich merke, dass die Kinder Bewegung brauchen, integriere ich das flexibel in den Ablauf, etwa durch eine kurze Bewegungseinheit im Garten, im Kleinkinderbereich „Archipelago“ oder im Kletternetz. Meistens gehen die Kinder jedoch so in der freien Entfaltungsmöglichkeit auf, dass sie gar keine Pause einlegen möchten. Gemeinsam schaffen wir eine Balance. Die Perspektiven der Kinder sind oft überraschend anders und bereichernd. Sie erkennen Dinge, die wir Erwachsene manchmal übersehen. Ihre unkonventionellen Ansätze inspirieren mich immer wieder. Das Kinderkunstlabor lebt von der Perspektive der Kinder. Ihre Ideen und ihr freier Umgang mit Kunst machen nicht nur die Workshops lebendig, sondern sorgen auch dafür, dass sich der gesamte Prozess ständig weiterentwickelt. Mir gefällt es wirklich sehr, dass die Kinder sich hier so wohl fühlen und in der Kunst eine Form finden, ihre innere Welt zu vermitteln und auszudrücken. ● ○

Toshiko Horiuchi MacAdam ist eine renommierte Textilkünstlerin und lebt in Nova Scotia (Kanada).

„Potenzial für Verbesserungen“

Im Leben von Kindern gibt es unerwartete Zwischenfälle. Durch das Spiel lernen sie zu reagieren, wenn sie etwas erschreckt, und ihre Emotionen zu kontrollieren. Beim Spielen können wir unsere Instinkte entwickeln und schärfen, ohne andere zu verletzen. Als Kind durfte ich auf Bäume klettern und mit den Jungs kämpfen. Meine Kindheitserfahrungen haben sicherlich den Boden für mein erwachsenes Ich bereitet – meine Fantasie, Kreativität und Entschlossenheit haben dort ihre Wurzeln. Die Gespräche mit dem Kinderkunstlabor für meine Arbeit starteten bereits 2021. Der Entwurfsprozess nahm einige Zeit in Anspruch. Wenn man genau beobachtet, wie Kinder sich bewegen, wie sie springen und klettern, kann man die Höhenverhältnisse und Zwischenräume in der Materialstruktur bestimmen, die eine sichere, aber herausfordernde Fortbewegung ermöglichen.

Mit meinem Netz möchte ich einen Raum schaffen, wo viele Kinder zusammenkommen, die gemeinsam Spaß haben. Manche von ihnen sind sehr sportlich und klettern hoch oben auf dem Netz herum. Sie machen vielleicht einen Purzelbaum und landen mit großem Schwung, aber das tut den anderen nicht weh, weil das Netz diese Energie absorbiert. Und andere, die sich nicht so gut bewegen können, lachen und teilen das Gefühl. In meinen Installationen müssen sich Kinder nicht unbedingt bewegen: Sie sind dort in der Lage, aktiv mitzumachen, auch mit eingeschränkter Beweglichkeit.

Mona Jas, die künstlerische Leiterin des Kinderkunstlabors, hat mir erzählt, dass das Netz in Forschungsprojekte über den Wert der Kunst im Leben von Kindern einfließt. Mein jüngerer Bruder ist Professor für Neugeborenenmedizin mit besonderem Schwerpunkt auf Frühgeborene. Er beobachtete, wie Kinder auf unserem Netz spielten und sich die wellenförmige Bewegung von einem zum anderen übertrug. Da kam ihm der Gedanke, dass dies die Entwicklung ihrer Nervenbahnen fördern könnte, weil diese Art der Stimulation den Bewegungen des Fötus im Mutterleib entspricht. Mir gefällt diese Idee. Das Kinderkunstlabor könnte der perfekte Ort für solche Studien sein. Ich glaube, es ist sehr wichtig, was hier geschieht. Das hat das Potenzial für weitreichende Verbesserungen für Kinder und die Gesellschaft als Ganzes. ● ○

Kian ist elf Jahre alt und geht zur Schule in Niederösterreich.

„Die können für unsere Rutsche spenden“

Als das alles noch nicht da war, sind wir in den Garten gegangen und haben Schnüre gespannt. Und dann wurde daraus ein großes Spinnennetz. Wir haben uns in einem Film angeschaut, wie die Künstlerin Toshiko Horiuchi MacAdam das Netz macht. Wir hatten kleine Stofffäden und auch ein Stück vom Netz, das durften wir anfassen und anschauen. Ich mag das Kletternetz, aber auch den Raum für die kleinen Kinder unten. Ich komme manchmal auch so zum Abhängen her. Mein kleiner Bruder ist zwei Jahre alt, und der kommt auch oft mit. Dann spielen wir hier. Im Raum für kleine Kinder, dem „Archipelago“, kann man rutschen und mit Magic Sand spielen. Außerdem gibt es einen Geheimgang, auf den man hochklettern kann. Darin ist etwas Ähnliches wie eine Hängematte. Oben sind Seile befestigt, das schwingt dann so. Das ist ein bisschen unangenehm, deshalb nehmen wir so einen Sitzsack, der ausschaut wie ein Donut – weil es dann angenehmer ist, sich hinzusetzen.

Ich nahm schon an mehreren Workshops teil. Richtig besonders war es einmal, als wir mit dem 3D-Drucker arbeiten durften. Wir haben damit Roboterformen gestaltet, und dann durften wir sie mit Schokolade einfassen und in den Kühlschrank legen. Zum Schluss konnten wir sie essen. Ein Stück vom Kinderkunstlabor ist Museum und ein Stück ist Spielplatz. Die Skulpturen da draußen sind aber beides: Man kann sie sich anschauen, und man kann drauf herumklettern. Im Kinderkunstlabor dürfen wir Kinder mitentscheiden, als wären wir Mitarbeiter. Wir bekommen dafür aber kein Geld. Doch wenn wir was Cooles ausgestellt haben und die Leute es mögen, freuen wir uns darüber. Vor ein paar Wochen waren wir hier und hatten die Idee, eine Tunnelrutsche vom Haus in den Garten bauen zu lassen. Aber die Leiterin des Kinderkunstlabors hat gesagt, dass das sehr teuer ist. Sie müssen dafür noch Geld sparen. Ich hatte sehr viele Ideen, wie wir Geld dafür verdienen könnten. Zum Beispiel dass wir Künstlerinnen und Künstler herholen und dann kommen viele Leute, um sie zu sehen. Und die können dann für unsere Rutsche spenden. ● ○

Adrina ist zehn Jahre alt und Schülerin.

„All das gibt es jetzt“

Weil meine Mama hier arbeitet, bin ich öfter im Kinderkunstlabor. Von Anfang an war ich Teil des Kinderbeirats. Dort haben wir über das Kinderkunstlabor gesprochen und darüber, was da hineingehören könnte. Ich war dabei, als es geplant wurde. Wir durften mitbestimmen, was wo hingehört. Das fand ich voll toll. Wir haben auch die Baustelle angeschaut. Bevor das Kinderkunstlabor aufgebaut wurde, war da ein Loch, und wir waren im Loch drinnen. Da dachte ich mir, dass es wie ein echtes Museum werden würde. Also mit gestorbenen Tieren oder Sachen aus der Steinzeit darin. Oder dass einem dort erklärt wird, wie das Weltall aussieht. Aber dann war es noch viel besser, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich dachte, es würde viel kleiner sein.

Ich habe mir gewünscht, dass es ein Raum wird, wo wir zeichnen und basteln können. Und ein Raum zum Spielen. Und auch etwas für die jüngeren Kinder. All das gibt es hier jetzt. Dazu noch die Labore im zweiten Stock, wo die Kinder zeichnen und basteln können, und eine Schreibmaschine und Hängematten. Da lege ich mich manchmal rein. Aber noch lieber bin ich im Netz!

Im Moment ist im ersten Stock die Ausstellung „Dreamlab“ von Rivane Neuenschwander. Da sind so Schattenspiele. Da gehe ich öfters rein und spiele damit. Bald wollen wir wieder was Neues reingeben. Meine Mama meldet mich fast immer für die Workshops an. Da kommen neue Menschen aus anderen Ländern und wir reden. Das letzte Mal ist zum Beispiel ein Mann gekommen, der reist um die Welt und entdeckt neue Sachen. Und mit ihm haben wir darüber gesprochen, was wir in den ersten Stock im Museum tun könnten: so eine Kugel, die vom Dach hängt, das war die Idee. Mir gefällt, dass im ersten Stock immer etwas Neues kommt.

Die Skulpturen draußen im Garten haben wir uns ausgedacht. Wir wollten, dass sie Löcher haben, in die man reinklettern kann. Ich finde es voll toll, dass die Künstlerinnen Christine und Irene Hohenbüchler sie dann genau so gebaut haben. ● ○

David ist Schüler und zehn Jahre alt, sein Bruder Lukas drei Jahre jünger.

„Wir reden mit“

Wir haben das Museum schon gesehen, bevor es überhaupt da war. Wir waren hier auf der Baustelle und das Kinderkunstlabor war eine große Grube. In der Grube war ein Loch, uns wurde gesagt, dass da der Lift reinkommt. Wir haben einen Workshop gemacht. Das war 2023 im Sommer. Alles war hier noch grün und es wuchs hohes Gras. Und genau hier, wo wir jetzt sitzen, war ein riesiger Baum. In dessen Schatten haben wir immer selbst gekocht. Wir vom Kinderbeirat haben uns darauf geeinigt, dass es diese Holzstöcke ums Museum herum gibt. Es gab verschiedene Vorschläge, wir haben uns auf Glas und Hölzer geeinigt. Mit dem Glas schaut es modern aus und mit den Hölzern wird es gemütlich.

Da sind ja so Geräte im Garten, die Skulpturen. Zum Beispiel gibt es ein rotes Gerüst mit einem Nest oben. Das haben mein Bruder Lukas und ich uns ausgedacht, mit der Künstlerin Regina Möller. Wir haben unsere Ideen aufgezeichnet und dann durften alle Punkte drauflegen, welche sie am besten finden. Das wurde dann gebaut. Ich finde es gut, dass man in einem Museum für Kinder klettern und rutschen kann. Dass ich das Museum mitgestaltet habe, war schon sehr besonders. So etwas habe ich noch nie erlebt.

Einmal im Monat gibt es ein Treffen der Kinderkunst­labor-Gruppe. Da bespricht man die nächste Ausstellung, wo man was hinlegen könnte. Wir als Kinderbeirat reden mit bei der Planung. Wir schauen uns zum Beispiel Sachen an, die es schon woanders gibt, und überlegen, ob die ins Kinderkunstlabor passen könnten. Letzte Woche haben uns die vom Kinderkunst­labor eine Rauchwolke gezeigt und einen Affen, der mit Kunst spielt. Dann gab es noch ein Kunstwerk von einer amerikanischen Künstlerin mit Gummi­ringerln. Es heißt „We Are the People“. Und dann fragen sie uns, wo die Kunstwerke hinkommen könnten. Uns gefällt, dass es immer neue Ausstellungen gibt, zum Beispiel jetzt eine, in der lauter Hängematten sind. Da kann man etwas malen und sieht es erst, wenn man es auf eine Lichtquelle legt. Das Kinderkunstlabor ist ein Museum, wo man auch was ausprobieren kann: ein Selbermachmuseum. ● ○