„Always make new mistakes!“ So zitiert die Dezemberausgabe des deutschen Wirtschaftsmagazins Brand eins die amerikanische IT-Unternehmerin Esther Dyson.
Immer neue Fehler zu machen: Wer etwas in Angriff nimmt, geht gleichzeitig das Risiko ein, sich zu irren. In der Kunst ist der Mut dazu eingebaut. Schon beim Komponieren von Musik, beim Malen eines Bildes oder beim Erarbeiten eines Theaterstücks gehen Künstlerinnen und Künstler regelmäßig Wege, die sie wieder verlassen müssen. Deshalb dreht sich dieses Heft um das Thema Trial and Error, Versuch und Irrtum.
Die Musikerin Golnar Shahyar bringt es auf den Punkt: „Scheitern bedeutet Wachstum.“ Mit ihr sowie Erwin Ortner, dem Gründer des international renommierten Arnold Schoenberg Chors und der Komponistin Judit Varga führte meine Kollegin Miriam Damev ein Round-Table-Gespräch. Ganz nah an ihren Schreibprozess – und seine Rückschläge – führt uns die Autorin Magda Woitzuck in ihrer witzigen Selbstreflexion, die mich mehrmals laut auflachen ließ.
Auch die Regisseurin Sara Ostertag wagt vieles. Ihre Inszenierungen zeigt regelmäßig das Landestheater Niederösterreich, etwa im Frühling ihre Interpretation von Elfriede Jelineks Text „Angabe der Person“. In eindrücklicher Erinnerung blieb mir Ostertags Stück „Die größere Hoffnung“ nach dem Roman der Schriftstellerin Ilse Aichinger ebendort. Wie sie darin in visuell starken Bildern, untermalt von der bezwingenden Musik Mira Lu Kovacs’, vom Leben eines jüdischen Kindes im nationalsozialistischen Wien erzählt, ging unter die Haut. In ihrem Porträt der Regisseurin konstatiert Theaterkritikerin Karin Cerny, dass diese sich mit jeder Inszenierung neu erfinde, und fragt: „Wie lernt man, so offen zu sein und keine Angst vor Fehlern zu haben?“
Mona Jas, die künstlerische Leiterin des Kinderkunstlabors, hält ebenfalls viel vom Experimentieren. Sie stand vor der Aufgabe, eine Institution völlig neu zu erfinden, wie es sie noch nie gab: Im Vorjahr eröffnet, hat sich das Haus im St. Pöltner Altoona-Park die Co-Kreation durch Kinder und Kunstschaffende zur Aufgabe gemacht. Alles hier wird mit den Jüngsten der Gesellschaft geplant, geschaffen, besprochen. „Können Institutionen (laufen) lernen?“ – der Titel des von Mona Jas gemeinsam mit Kulturwissenschaftler Aron Weigl kürzlich herausgegebenen Buchs ist programmatisch. ● ○
Herzlichst
Ihre Nina Schedlmayer