Es sind nicht die schlechtesten Menschen, die von sich sagen, sie hätten keinen Humor, und jedenfalls sind sie leichter zu ertragen als jene, die nur glauben, sie hätten welchen. „Richtiger“ Humor – hier halten wir uns an die ISO-Norm – kommt nicht ohne Selbstironie aus, und je eiserner die Überzeugung, die jemand hat, desto schöner, wenn er Witze über diese zulässt, beschmunzelt, am besten selbst macht. Letzteres bedeutet: Ich – Katholik, Kommunistin, Feministin, Rapid-Fan – kenne die feinen Risse und dunklen Ecken meines Glaubens- oder Gedankengebäudes, du brauchst mich nicht darauf hinzuweisen, vielen Dank.
Treffen sich zwei Humorbegabte zum ersten Mal, können sie mit Witzen den leeren Raum zwischen sich ausloten. Mancher Witz trifft dann, mancher geht daneben. Man muss es ausprobieren. Nicht zu vergessen, dass ein Witz ein Katalysator sein kann: Ein Unbehagen besteht, ein Gefühl der Fremdheit, eine Angst, und man löst sich daraus, indem man eine Schieflage bemerkt, eine Inkongruenz, ein komisches Parti-kel im scheußlichen Ganzen. Lachen vertreibt das Grauen, zumindest für Sekunden. Man ist nun fähig, den Schrecken zu rationalisieren. Man ist nicht mehr in der Gewalt des Schreckens oder des Unbehagens.
Lachen ist ein Reflex. Darum lässt sich das Witze-Machen schlecht verbieten. Je stärker man es ächtet, desto stärker will es heraus. Dass viele Witze ein Grauen sind, ist ein anderes Thema. Was gegen die schlechten, schlimmen, schrecklichen Hervorbringungen des Humors am besten wirkt? Die besseren, frischeren, gewitzteren Witze.