Schon Kinder verinnerlichen Stereotype: Das thematisierte Chris-tine Nöstlinger in ihrer „Feuerroten Friedrike“, die noch bis Juli im Mittelpunkt ihrer Personale „Christine Nöstlinger und ihre Buchstabenfabrik“ im Karikaturmuseum steht. Als Mittel wählte die berühmte Autorin den Humor. Wie dieser als zweischneidige Waffe eingesetzt werden kann – befreiend ebenso wie ausgrenzend – erforscht Moazedi ebenfalls. Mit lustigen Bildern lässt sich mitteilen, was sonst nicht möglich wäre, Subversives wie Stereotypes. „Es war eh nur ein Scherz“, heiße es manchmal, meint Moazedi – und trotzdem komme die Botschaft an. In der Management-Literatur werde sogar empfohlen, eine Art Hofnarren zu engagieren, der Teamleitern und -leiterinnen humorvoll den Spiegel vorhält.
Gottfried Gusenbauer ist Comicexperte und Gründer des Next-comic-Festivals, künstlerischer Direktor des Karikaturmuseums und Kurator der Schau von Moazedi und Satzinger. Er kennt sich aus mit Humorkunst. Dass eine Karikatur übertreibt, Stereotype herausarbeitet, mit Hässlichem konfrontiert, sei Teil von ihr, holt er aus. „Es gibt kein Tabu. Jeder hat das Recht, dass er karikiert wird, wenn wir eine Gesellschaft wollen, in der jeder partizipiert.“ Wenn sie ohne Hetze auskommt, sei Humorkunst gerade in jetzigen Zeiten der Reibung und Krisen inklusiv, da sie verbindet und ernste Hintergründe lustig verpackt. Der Karikaturist Manfred Deix, einst maßgeblich an der Gründung des Kremser Museums beteiligt, habe es so geschafft, dass Stereotpye geliebt werden, sagt Gusenbauer. „Er hat niemanden und nichts ausgelassen. Durch den Zugang mit Humor ist das möglich.“ „Rotzbub“, der im Frühjahr angelaufene Deix-Animationsfilm, sei jetzt weniger wild.
Humor verändert sich. Bewegungen wie #MeToo und Black Lives Matter findet Gusenbauer „persönlich sehr gut“. Selbstverständlich wirkten diese auch auf Karikatur, Comic und Charakter design im Film zurück. Wie kann man Stereotype erkennen, kommentieren und hinterfragen? Soziale Netzwerke mit ihren Memes und ihrer schnellen und kurzatmigen Kommunikation bergen neue Herausforderungen. Die internationale Vernetzung begünstigt zudem kulturelle Missverständnisse. Disney reagiert darauf: Der Konzern versucht sich bei neuen Figuren bereits in Diversität und versieht Klassiker mit Rassismus-Hinweisen.