Eine zarte, zerbrechliche Stimme, ein spärliches Arrangement, ein abrupt geöffneter Raum voll Intimität und Wärme: Das ist, kurz umrissen, die künstlerische Formel von Oska. Eine Formel mit sanfter, doch erstaunlicher Wirkungsmacht. Bislang bedurfte sie eines Katalysators: des Radio-Airplays.
Für Oska aber war der entscheidende Karrierehebel die Streaming-Plattform Spotify. Hier entdeckte sie der Chef des kanadischen Nettwerk-Labels, Terry McBride. Ein Umstand, der sich als Treibsatz für einen Raketenstart in die globale Pop-Hemisphäre erwies. Oska ist, ähnlich heimischen Kolleginnen wie Avec oder Mathea, eine prototypische Vertreterin der Generation Spotify. Die Künstlerin – ihr wirklicher Name ist Maria Burger – breitet ihre Emotionen via Streaming vor einem globalen Publikum aus. Ihre Wurzeln in Rastenfeld im Waldviertel hört man den Songs nicht im Entferntesten an. Das Themenspektrum ist das einer jungen Frau, deren Innen- und Außenleben man sehr nahekommen darf. „Ich fragte mich schon, ob ich so etwas Persönliches wie meine Musik wirklich mit anderen Leuten teilen will“, sagt Oska. „Andererseits: Wenn man lange allein im Zimmer sitzt, sucht man irgendwann den Austausch.“
Der Karriereweg von Oska war jedenfalls so vorgezeichnet wie ungewöhnlich: Ihre gesamte Kindheit war in Musik gebettet. Gemeinsam mit ihrer folkbegeisterten Mutter Michaela, die als Volksschullehrerin tätig ist, und ihren vier Geschwistern (drei Brüder, eine Schwester) sang und musizierte sie daheim. Auch ihren Künstlernamen borgte die Mittzwanzigerin von einem Familienmitglied. Ihre Erklärung: „Oskar ist der Name meines ältesten Bruders. Ich habe einfach das R weggelassen. Ich wollte ein Pseudonym, das mit mir und meiner Familie zu tun hat. Ein Künstlername soll ja ein Schutz sein – und gerade der älteste Bruder ist oft da, um die jüngsten Geschwister zu beschützen.“ Mit 18 Jahren brach Maria alias Oska nach Wien auf und spielte dort mit dem Hut auf der Straße. Eine harte, aber lehrreiche Schule – zudem lernte sie ihren künftigen Produzenten Alex Pohn kennen. Vor drei Jahren erschien dann ihre erste, selbst verlegte EP „Honeymoon Phase“.
Anno 2023 lässt sich bei Oska nur ein Zwischenstand festhalten, zu rasant verläuft ihre Karriere. Ihre erste EP erzielte fünf Millionen Spotify-Plays, sie gewann den XA Music Export Award des Festivals Waves Vienna, erhielt fünf Nominierungen für den Amadeus Austrian Music Award. Im Februar 2022 veröffentlichte sie ihr Debütalbum „My World, My Love, Paris“. Gerade war sie mit ihrem Kollegen Tom Odell auf Europatour, im Marschgepäck einen Music Moves Europe Award.
„Oska ist eine Musikerin vom alten Schlag, die ihr Handwerk als Gitarristin und Sängerin beherrscht, der das Album als Idee und Einheit wichtig ist, die willens ist, sich ein Publikum live über viele Jahre zu erspielen“, konstatierte Standard-Journalistin Amira Ben Saoud. „Und gleichzeitig auch vom neuen Schlag: Sie weiß, dass zukünftige Fans meist in kuratierten Streaming-Playlisten auf einen einzelnen Track stoßen, der sie gleich packen muss.“ Oskas künstlerische Formel erweist sich dabei als zuverlässig.● ○