Mitte der 1920er-Jahre erlebt Niederösterreich eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs. Die schwierige Umbruchszeit nach dem Ersten Weltkrieg scheint überwunden. Auch im Tourismus werden neue Akzente gesetzt. Das Symbol dafür ist für mich die Raxseilbahn, die nach einer Bauzeit von weniger als einem Jahr, am 9. Juni 1926, eröffnet wird. Als erste touristische Seilbahn Österreichs bringt sie Bergbegeisterte von Hirschwang in die „Hochgebirgswildnis“ der Rax, wie es in einer Werbebroschüre heißt. Eine der höchsten Erhebungen Niederösterreichs ist damit auch für wenig bergerfahrene Menschen einfach zu erreichen. „Unmerklich, wie beim Aufflug eines Aeroplans, schwebt ein Zauberkästchen mit uns aufwärts, über Wipfel, über denen nun keine Ruhe mehr ist“, beschreibt ein damaliger Zeitungsartikel die Eindrücke einer Bergfahrt.
Der Bau der Seilbahn stellt den vorläufigen Höhepunkt einer Entwicklung dar, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts eingesetzt hat: die Erschließung des Rax-Schneeberg-Gebiets durch markierte Wege, Steige und Schutzhütten, die Bergerlebnisse in relativer Nähe zur Hauptstadt Wien ermöglichen. Das Seilbahnprojekt ist eng mit dem Schaffen des Unternehmers und Wirtes Camillo Kronich verbunden. Er treibt mit Geschäftssinn und Engagement die Entwicklung der Region voran und lässt einige der Steige anlegen, die noch heute zu den beliebtesten Anstiegen auf die Rax zählen.