Wenn von geschlechtergerechter oder gendergerechter Sprache die Rede ist, weist das auf das Binäre – das Weibliche und Männliche – hin. In meinem Verständnis sollte Feminismus aber eine Gleichheit fördern, die alle Identitäten, also Transmenschen, nicht-binäre Menschen, People of Colour und Vielschichtigkeit im weitesten Sinne mitdenkt. Ich würde deshalb einen Begriff wie identitätsgerechte Sprache bevorzugen, der alle anspricht und sichtbar macht.
Ich bin mit der männlich dominierten Form und einem männlich dominierten Kanon in der Literatur aufgewachsen. Erst später habe ich Texte gefunden, die auch andere Identifikationsangebote machen. Die gelernte Norm hat mich in meinen Schreibanfängen stark geprägt. Heute versuche ich, Gerechtigkeit in den Identitätsbezeichnungen in meine Sprache und meinen Ton zu integrieren.
In meinem ersten Roman habe ich noch nicht auf Gendern geachtet. Ich habe damals aber in meinen Essays begonnen, mit dem Sternchen zu gendern, was ich heute noch mache. Bei literarischen Texten habe ich noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden. Ich versuche, neutrale Varianten wie Studierende und Anwesende oder das Passiv zu verwenden. Es ist ein Lernprozess, aber es ist wichtig, dass wir jetzt Brücken schlagen, sodass die Sichtbarkeit aller Menschen in der Sprache gewährleistet ist. Und eine Sprache finden, die allen gehört, zu der alle gehören.