Kinder brauchen Flügel und Wurzeln. Wurzeln entstehen neben der Erfüllung der Primärbedürfnisse nach Schlaf, gesundem Essen und Raum für Bewegung und Spielen vor allem durch Beziehung und Bindung, also verlässliche Ansprech- und Bezugspersonen, die ihnen aufmerksam zuhören und sie feinfühlig auf ihrem Lebensweg begleiten. Flügel wachsen Kindern, wenn sie erfahren: „Da ist jemand, dem ich wichtig bin.“ Dann entwickeln sie Explorationsfreude.
Bezugspersonen kommen im Idealfall aus dem familiären Umfeld, das müssen aber nicht die Eltern sein. Es schadet der Entwicklung eines Kindes nicht, wenn sich sein Netzwerk relativ früh – etwa durch eine Tagesmutter – erweitert, solange die Qualität dieser Beziehung gut ist. Österreich hat bei Kinderkrippen und -gärten nicht die strukturellen Rahmenbedingungen, die internationale Expert:innen einfordern und muss sich etwa bei den Gruppengrößen oder beim Personal-Kind-Schlüssel noch deutlich verbessern.
Kinder haben auch das Recht auf eine Meinung. Darin steckt ein Auftrag an Pädagog:innen, die Kinder anzuhören. Das ist eine wichtige Voraussetzung für demokratische Prozesse, denn so lernen Kinder, Entscheidungen zu treffen. Es kann sein, dass ein Kind einen Vorschlag, zum Beispiel für ein Ausflugsziel, einbringt und dass sein Vorschlag abgelehnt wird. Dann muss ihm klar vermittelt werden: „Es wurde zwar deine Idee abgelehnt, aber du als Mensch bist in Ordnung.“