Wer vor Corona gerne nach Mallorca oder auf die Malediven gereist ist, wird das wieder tun. Während der Pandemie haben plötzlich auch Menschen, die nicht so outdoor-affin sind, Ausflüge und Weekend-Touren in der Umgebung unternommen. Deshalb ist die Wiederbelebung der Sommerfrische aus meiner Sicht eine große Chance für kleinere Regionen und Ausflugsziele. Dabei ist aber nicht die Rede davon, sich wie vor 120 Jahren mit Kind und Kegel für den Sommer anderswo einzuquartieren. Vielmehr geht es bei der „neuen Sommerfrische“ um Ausflüge für einen Tag oder einen Kurzurlaub, bei dem Natur- und Kulturgenuss im Vordergrund stehen. Die „Landlust der Städter“ wurde wiedererweckt: Sie wünschen sich eine intakte Natur zum Wandern und Spazierengehen, gemütliche Einkehrangebote, Wasser als Erfrischungsmöglichkeit und das Gefühl, willkommen zu sein. Destinationen mit Wald, Flüssen, Teichen sowie Bewegungs- und Kulturangebot haben jetzt die Chance, an neue Kundenschichten zu kommen, die vorher daheim geblieben sind.
Doch wer jetzt erst beginnt, solche Angebote zu schnüren, ist zu spät dran. Man hätte ein Jahr Zeit gehabt, um Besuchersteuerung, Parkplatzbewirtschaftung sowie neue Erlebnisangebote zu planen und Infrastrukturen aufzustocken. Wir haben am Semmering gesehen, was passiert, wenn stadtnahe Ausflugsorte nicht auf Besucherströme vorbereitet sind. Niederösterreich hat viele potenzielle Sommerfrische-Regionen, die teils historisch schon bestanden haben – die aber, vor allem was Unterkünfte betrifft, den Sprung in die Gegenwart verpasst haben.