Georg Hochecker

„Lieber in die eiskalte Ybbs!“


Katharina Hohenberger ist Schauspielerin, Wienerlied-Interpretin, Konzertveranstalterin. In Lunz war die Wienerin schon als Kind auf Sommerfrische. Mit morgen sprach sie über lebenslange Renovierungen, ihr Dialektmusik-Festival in Reinsberg und kaffeetrinkende Damen mittleren Alters.

morgen: Sie sind in Ottakring aufgewachsen, singen mit Inbrunst Wienerlieder und gelten daher als „Urwienerin“. Was hat Sie nach Lunz am See verschlagen?

Katharina Hohenberger

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Dort war ich schon als Kind auf Sommerfrische. Und die Eltern meines jetzigen Mannes haben sich in den 1960er-Jahren ein altes Bürgerhaus als Zweitwohnsitz gekauft. Nicht am See, sondern am Fluss. Das haben wir übernommen. Es stammt aus dem 17. Jahrhundert. Wir können es also bis an unser Lebensende renovieren.

Sie pendeln?

Wir fahren jedes Wochenende nach Lunz. Außer ich habe Auftritte. Aber derzeit habe ich ja keine – wegen Corona.

Eine recht lange Fahrt.

Ich mag das. Denn bei den Autofahrten kann ich gut denken.

Der See ist idyllisch.

Mir aber an besonders heißen Tagen zu warm. Dann geh ich lieber in die eiskalte Ybbs! In Lunz gibt es das Musikfestival Wellenklænge. Sind Sie involviert? Nein, ich genieße nur die Konzerte auf der Seebühne. Das Festival wurde von Suzie Heger gegründet. Sie war meine Kostümbildnerin, als ich im Volkstheater spielte.

Gar nicht so weit entfernt, bei Scheibbs, machen Sie ja selbst Programm – für die Burgarena Reinsberg.

Aber nicht allein. Ich wurde 2019 zusammen mit meiner Kollegin Katrin Karall-Semler mit der künstlerischen Leitung beauftragt. Unser Programm steht unter dem Motto „Anstimmen“: Wir wollen die menschliche Stimme in ihrer ganzen Vielfalt – von Rap über Lesung und Gesang bis zum Theater – in den Vordergrund stellen. Aber natürlich kann auch das Instrument angestimmt werden. Wir müssen uns genau überlegen, welche Acts die Arena in der revitalisierten Burgruine füllen können. Sie ist zwar nicht so groß wie jene der Burg Clam, aber sie fasst trotzdem bis zu 1.200 Personen.

Sie nennen sich Die KuraTanten – mit einem Augenzwinkern?

Ja. Wir kuratieren – und sind nicht mehr 20, sondern Damen mittleren Alters, die gern Kaffee trinken.

Ende Juni soll das Dialektmusik-Wochenende Herztöne stattfinden. Sich, wie Sie, selbst zu engagieren, ist aber keine große kuratorische Leistung.

Natürlich nicht. Aber ich dachte mir: Auch wenn die Niederösterreicher den Wiener Dialekt vielleicht nicht sooo mögen, gehört er zu einem solchen Wochenende dazu. Und ich spiele mit meiner Gruppe kein ganzes Set, ich bin der Opener, begrüße also.

Ihr neues Programm nennt sich, Max Frisch zitierend, „Herr Biedermeier & Frau Brandstifter“. Und Ihr Ensemble heißt Wiener Brut. Weil Sie aus einer Musikerfamilie stammen?

Mein Großvater hat Wienerlieder geschrieben – und auch gerne interpretiert. Mein Vater hat das in der Kindheit immer hören müssen, die Musik aber eigentlich nicht gemocht. Erst als er älter war, wusste er dieses Erbe zu schätzen. Und weil er alles intus hatte, hat er mit mir begonnen, diese Musik zu machen. Mir gefällt das Wienerlied. Weil die Texte oft komisch sind. Und weil ich vom Schauspiel kam, hat es mir gefallen, das Darstellen mit dem Singen zu verbinden.

Sie machen als Frontfrau gerne gute Laune.

Ja. Ich verstelle mich nicht. Ich bin auf der Bühne, wie ich bin. Das ist mir wichtig.

Die ersten zwei CDs, darunter „Baatzwaache Liada“, sind mit Ihrem Vater Manfred Hohenberger entstanden. Er hat sich nun zurückgezogen?

Irgendwann hat er gesagt: „Schau dich um! Finde jemanden Jüngeren!“ So stieg mein ehemaliger Akkordeonlehrer Johannes Münzner ein. Die Wiener Brut ist jetzt kein Duett mehr, sondern ein Trio oder Quartett, manchmal auch ein Quintett.

Die KuraTanten programmieren zudem den neuen Konzertsaal im Wiener Haus des Meeres. Der ehemalige Flakturm aus der NS-Zeit, in dem dieses untergebracht ist, wurde richtiggehend verkleidet, man erkennt ihn gar nicht mehr.

Aber der kleine Saal im zehnten Stock mit den Panoramafenstern ist eine super Location: Man sieht über ganz Wien! Wir machen eine nicht subventionierte Konzertreihe, die sich Kulturwelle nennt.

Konzerte in geschlossenen Räumen werden wohl noch länger nicht stattfinden können.

Aber die Burgarena Reinsberg ist outdoor. Ich hoffe sehr, dass wir zumindest ab Juni veranstalten dürfen. Natürlich mit Abständen und Masken und Pipapo! ● ○