Die Zivilgesellschaft zeichnet sich durch hohe Aufmerksamkeit, Kritikfähigkeit und das Bekenntnis zu Solidarität aus. Alle, die zivilgesellschaftlich aktiv sind, sind in dieser Zeit hellwach, auch wenn sie manchmal erschöpft sind. Das ist wichtig, denn es ist Gefahr im Verzug. Corona verstärkt die Spaltung in der Gesellschaft. Die soziale Schere ist unglaublich aufgegangen. Auch die Internationalisierung – im Negativen die Globalisierung – ist in hohem Maße erschüttert.
Es geht nicht nur um die körperliche, sondern auch um die psychische Gesundheit der Gesellschaft. Die Zeit des Lockdowns hat gezeigt, wie wichtig städtische Freiräume für alle sind – für unser Zusammenleben, für Auseinandersetzung, die Begegnung mit Neuem und Unerwartetem, nicht zuletzt für Gesundheit, Rückzug, Ausgleich und Abwechslung. An der Uni arbeiten wir an Projekten, die selbst in der kalten Jahreszeit städtische Freiräume neu nutzen und wiedererobern. Es ist problematisch, dass sich privilegierte Leute aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Die Immobilienpreise für Einfamilienhäuser an der Peripherie steigen stark, weil privater Freiraum als existenzielle Notwendigkeit wahrgenommen wird. Wir dürfen nicht vergessen, dass es zwar schön ist, mit Familie und Freunden im Garten zu sitzen, dass das aber nicht öffentliches Leben ist. Die ganze Situation hat etwas Schreckliches, Beunruhigendes und traurig Machendes. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir als Zivilgesellschaft aktiv werden, sodass wir nicht dümmer aus der Situation aussteigen, als wir sie betreten haben.