Auf einer Terrasse im St. Pöltner Regierungsviertel stehen seit geraumer Zeit Hanfpalmen, fast wie am Mittelmeer. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt im ausklingenden Winter hätten die subtropischen Pflanzen vor 30 Jahren hier traurig ihre Wedel hängen lassen. Morgenfrost mit Eis und Schnee wären ihnen tief in die Wurzeln gekrochen, im Frühjahr reif für den Kompost. 2020 thronen die fünf Palmen nun auf der Terrasse. Die Durchschnittstemperaturen im Februar sind in den letzten drei Jahrzehnten um rund fünf Grad gestiegen; die milden Winter können dem Gewächs nicht viel anhaben. Wie Mahnmale im Blumentopf wiegen die Palmen ihre Zweige und sie erinnern uns: an den Klimawandel.
Die Terrasse, auf der jetzt Hanfpalmen stehen, gehört zum Museum Niederösterreich, genauer: zum Haus für Natur. Während dieser Text entsteht, ist es geschlossen. In der Ausstellung „Klima & Ich“ stehen ein Monat nach dem geplanten Eröffnungsdatum noch Leitern. Die Website verkündet in weißen Lettern auf tintenblauem Untergrund, dass die Ausstellung verschoben ist. Statt wie geplant im März läuft sie nun ab 1. Juli.
Es ist die erste Schau, die Ronald Lintner als wissenschaftlicher Leiter des Hauses verantwortet. Und auch wenn die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung noch warten müssen: Über ihr Thema kann Lintner, der auch den Fachbereich Naturkunde in der Sammlung des Landes Niederösterreich leitet, trotz verschlossener Türen einiges erzählen.