Ein großer, heller Raum mitten im belebtesten Teil des siebten Wiener Gemeindebezirks, wenige Tage bevor der Shutdown das Land lahmlegt. Alle Augen sind nach vorn gerichtet, verfolgen das Geschehen auf der Leinwand voller Spannung. Doch dort zu sehen ist nicht etwa eine packende Thrillerszene, sondern es sind Zahlentabellen und Diagramme – nichts also, womit man normalerweise ein anspruchsvolles Publikum mitreißen kann. Noch dazu eines, das wie hier aus Fachleuten besteht, die in ihrem Metier, dem Film- und TV-Business, schon seit Jahren zuhause sind. Doch was an diesem Tag vermittelt wird, fesselt die meisten der Anwesenden wie ein guter Krimi – in dem sie selbst die Täterinnen und Täter sind.
Nachhaltigkeit ist derzeit zu Recht ein großes Thema. Laut Wissenschaft ist es für uns längst fünf Sekunden vor zwölf, dem endgültigen Ablauf der Weltrettungsfrist. Schön langsam sollten wir aus unsem Halbschlaf aufwachen. Da macht es Sinn, bei den großen Projekten anzusetzen. Film- und Fernsehproduktionen sind riesige Unternehmungen, die sich mit Millionenbudgets und oft Hunderten Mitarbeitern über Monate und Jahre hinziehen und bei denen der Energie- und Materialaufwand enorm ist.
Ein Thema, über das Philip Gassmann, geboren 1960 in Heidelberg, stundenlang reden kann. Was er auch macht, mit großer Hingabe und bemerkenswerter Expertise. Der Bezug zum Umweltschutz kam früh: Schon als Schüler hat er gegen Atomkraft demonstriert, etwa vor dem deutschen Atomkraftwerk Brokdorf in den 1980ern. „Wir waren sowas wie Fridays for Future – und das vor 40 Jahren! Aber schon damals habe ich mir gedacht: Nur demonstrieren ist zu wenig. Also habe ich einen der ersten Bioläden in Deutschland gegründet, es gab davon nur eine Handvoll im ganzen Land. Seitdem begleitet mich das Thema.“ Gassmann wechselte die Branche, studierte Theater, Regie und Beleuchtung und landete schließlich bei der Produktion, mit großem nationalem und internationalem Erfolg. „Vor sieben, acht Jahren habe ich gemerkt: Wir haben da ein echtes Problem. Und ab dann ging’s für mich back to the roots!“ Also zurück zur Umwelt.