Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser!


Und wenn wir nun ein Heft über Europa machen, interessiert uns selbstverständlich die Weiterentwicklung der Institution Kulturhauptstadt.

In seinem Buch „Europeana“ blendet der tschechisch-französische Autor Patrik Ouředník das Kleine und das Große, das scheinbar Unwichtige und die Weltpolitik ineinander, schlichtweg verbunden durch das Wort „und“. Der Untertitel des erstmals 2003 im Czernin Verlag auf Deutsch erschienenen Buchs lautet „Eine kurze Geschichte Europas in zwei Jahrhunderten“. Recht bald wird klar, wie sehr dieser Kontinent von Brüchen geprägt ist, die es schwer machen, eine gemeinsame Identität zu finden. So schreibt Ouředník am Beispiel der Wende: „Und mit der Zeit war es offensichtlich, dass den Menschen in den ehemaligen kommunistischen Ländern die europäische Identität recht gleichgültig war.“  Dieses Heft beleuchtet europäische Fragen aus einer kulturellen und gesellschaftspolitischen Perspektive.

Eben dies tun auch jene Orte, die den Titel „Kulturhauptstadt“ tragen. Wie in Ouředníks Buch greifen dabei das Kleine und das Große, das Regionale und das Globale ineinander. Sehr gerne hätte St. Pölten 2024 die Rolle der Kulturhauptstadt Europas übernommen, es galt vielen sogar als aussichtsreichster Bewerber. Die Jury entschied zwar für das Salzkammergut mit Bad Ischl; Projekte, die für die Bewerbung entwickelt wurden, werden in der Landeshauptstadt dennoch umgesetzt: morgen wird berichten. Und wenn wir nun ein Heft über Europa machen, interessiert uns selbstverständlich die Weiterentwicklung der Institution Kulturhauptstadt. Den Beitrag dazu finden Sie auf Seite 44 dieser Ausgabe. ● ○

Herzlichst

Ihre Nina Schedlmayer