Zuerst tauchten sie vereinzelt auf, dann wurden sie immer mehr. Und mittlerweile kann man kaum die Wiener Innenstadt queren, ohne auf Konfrontationskurs mit ihnen zu gehen: Menschengruppen unterschiedlicher Herkunft, dicht an dicht gedrängt, hinter einer Person trabend, die ein Schild mit dem Namen eines Schiffs trägt. In der Diskussion um das Phänomen des Overtourism zählen Menschen, die Länder und Städte per Schiff erkunden, zur wohl unbeliebtesten Spezies neben Busreisenden. Schließlich benötigen sie weder Verpflegung noch Nächtigung, da ohnehin all das an Bord geboten wird – und lassen daher kein Geld an den besuchten Orten. Auch für die Begegnung mit Einheimischen bleibt kaum Zeit.
Wenn Rainer Prohaska, Künstler, Donaupatent-Inhaber und Schiffbauer, die Donau befährt, setzt er einen Kontrapunkt zur herkömmlichen Art des Reisens am Strom. Improvisiert, individuell und auf der Suche nach zwischenmenschlichen Begegnungen: Das charakterisiert seine Art, sich am Wasser fortzubewegen.
In seinem Atelier in Wien erzählt der gebürtige Kremser, der in der Ausstellung „Donau – Menschen, Schätze & Kulturen“ auf der Schallaburg prominent vertreten ist: „1985 begann ich, mich für das Schiffsbaustudium an der TU zu interessieren. Allerdings weniger die Hochseeschifffahrt, die ich langweilig fand, sondern eher die Binnenschifffahrt. Ich verfolgte jedoch das Studium nicht weiter – zu viel Theorie, zu wenig Praxis. Im Jahr 2000 fing ich an, an der Universität für Angewandte Kunst zu studieren, dort gab es im ersten Semester das Thema ‚Mobilität‘. So begann ich mich damit zu beschäftigen und der Frage nachzugehen, was mich als Künstler daran interessieren könnte.“ 2007 reiste er dann von Krems nach Russe in Bulgarien – auf einem Schiff, das sich erst im Laufe der Fahrt formierte: „The ‚Z‘-Boats – Modular Barges“ nannte er das Kunstprojekt. „Jedes Bauteil kam von einem anderen Hersteller, hatte einen anderen kulturellen Ursprung. Ein Duschteppich kam von einem pensionierten Zahnarzt in Novi Sad. In Ungarn fand ich im Müll einen Sitz, der repariert und auf dem Boot montiert wurde“, erinnert er sich. „Wenn wir eine neue Struktur aufbauen wollten, musste erst Holz besorgt werden, auf verschiedenste Arten.“ Am Ziel angekommen, war das Gefährt, wenn auch improvisiert, so doch voll ausgestattet.