Die Grenzen zwischen Mensch und Maschine sind längst gefallen. Die Technologieentwicklung nimmt rasant an Fahrt auf – und Technik wandert in den Körper. Wir arbeiten etwa an einem Exoskelett, einer Ganzkörper-Orthese. Dabei geht es darum, gehbehinderte Menschen wieder mobil zu machen, indem Sensorik mit dem Körper verbunden wird. Das ist eine hehre Sache. Doch neue Technologien lassen sich für alles Mögliche einsetzen. Es stellt sich die Frage, ob und wie wir verhindern können, dass weniger hehre Ziele verfolgt werden. Was technisch möglich ist, wird gemacht. Und vieles von dem, was gerade entsteht, wird irreversible Folgen haben.
Technologie eröffnet immense Möglichkeiten. Vorsichtig sollten wir aber bei der Zeitskala sein. Heute passieren die Entwicklungen so schnell. Zum Beispiel haben wir noch immer keine nützliche Kulturpraxis für das Internet entwickelt. Man muss jetzt also eine Ethik finden, die nicht nur hilft, in der gegebenen Welt miteinander klarzukommen, sondern in einer, die erst neu geschaffen wird. Doch wie können wir Regeln aufstellen, die so allgemein sind, dass sie längerfristig gelten, aber jetzt schon wirken?
Vielleicht sollten wir uns bei den Systemen, die wir in die Welt bringen, nach Kant richten und sie so gestalten, dass sie zum Gesetz werden könnten. Andererseits hat die „Machen wir mal“-Mentalität viel Innovation gebracht. Es mag Wunschdenken sein, aber ich halte eine sensibilisierte und mündige Öffentlichkeit für wichtig, der klar ist, dass sie die derzeitige Entwicklung mitgestalten kann.