Corona-Quarantäne. Ich stehe am Küchenfenster und drehe die Kurbel der Kaffeemühle. Wer braucht schon eine elektrische? Womöglich noch von diesem fiesen Versandriesen, der Menschen ausbeutet und das Klima verpestet. Mein Bruder fermentiert in seinem Keller regionales Gemüse, das er in seiner Lebensmittelkooperative kauft. Meine Tochter steht auf dem Balkon und sät eine Blumenwiese für die Bienen.
Und trotzdem geht die Welt unter. So scheint es zumindest.
Wie die meisten unserer Bekannten versuchen wir, etwas für die Umwelt zu tun. Fürs Klima. Ich kenne Städterinnen und Städter, die Brot aus selbst gemahlenem Mehl backen und Knochenbrühe aus selbst geschlachteten Tieren kochen. Wir imitieren Bauersleute aus dem vorletzten Jahrhundert und kümmern uns dabei hauptsächlich um uns selbst.
Um die Erde kann man sich nicht so leicht kümmern. Wie soll das gehen? So als Einzelne? Bringt das überhaupt was? Müssten nicht die anderen etwas tun? Zum Beispiel die Firmen, die ihre Angestellten in Prä- und Post-Corona-Zeiten herumjetten lassen für eine einzige Besprechung?
So richtig ist der Klimawandel ja noch nicht bei uns angekommen. Man sieht ihn jedenfalls nicht. Man spürt ihn höchstens. An dem heißen Wind, wenn es eigentlich noch frühlingshaft und kühl sein müsste.
Und jetzt auch noch das. Die Pandemie. Wir ziehen uns zurück in eine kleine Biedermeier-Welt. Erst freiwillig, jetzt auf Anordnung des Staates. Er zeigt das Gesicht eines Vaters, der uns wohlwollend, aber bestimmt, Hausarrest erteilt: zu unserem eigenen Schutz. Auch jene, die sich vor Kurzem noch vor einer angeblichen Ökodiktatur fürchteten, beugen sich jetzt demütig den Anweisungen des Seuchenmanagements.
Dieser Text ist – man merkt es vielleicht am katastrophischen Grundton – während der Corona-Beschränkungen entstanden. Welche zum Zeitpunkt seines Erscheinens noch gelten und ob eine neuere Normalität die neue Normalität abgelöst hat, war bis zum Redaktionsschluss noch nicht abzusehen.