Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser!


Kultur-institutionen versuchen, nachhaltig zu agieren, Kunstschaffende beleuchten die Problematik mit ihren Mitteln.

Schon wenige Tage nach dem Lockdown waren sie zu hören, die Meldungen vom klaren Wasser in Venedigs Lagune, von verbesserten CO2-Werten, von erheblich weniger Straßenverkehr. Die Corona-Pandemie verhindert klimaschädliches Verhalten – zumindest für wenige Monate. Langfristig stellt sich allerdings die Frage: Wird die Menschheit aus dieser Krise jene Lehren ziehen, die sie zur Rettung unserer Erde benötigt? Der Essayist und Philosoph Franz Schuh, mit dem der Schriftsteller Thomas Sautner für dieses Heft ein Gespräch führte, zeigt sich nicht sehr zuversichtlich: „Als Spezies lernen Menschen vor allem mittels Katastrophen. Wenn eine Gefahr wie die Klimakrise nicht abrupt, sondern nach und nach auf sie zukommt, aktivieren sie in ihrem Mainstream weder Instinkte noch Intelligenz.“ Hoffnungsvoller liest sich der Essay, den die US-amerikanische Kulturhistorikerin Rebecca Solnit im Guardian publizierte. „Wenn ein Sturm nachlässt, dann sieht man oft weiter und schärfer als zuvor. Wenn sich der aktuelle Sturm verzieht, werden wir in einem neuen Licht erkennen, wo wir waren und wohin wir gehen sollen.“ Ein neues Bewusstsein für die großen Zusammenhänge könne ihr zufolge den Klimaschutz stärken. Zudem lernten wir gerade, „dass schnelle und grundlegende Veränderungen möglich sind“.

Im Kulturbereich jedenfalls setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass eine ökologische Kurskorrektur notwendig ist. Davon zeugen zahlreiche Initiativen. So baut etwa die Lower Austrian Film Commission seit geraumer Zeit ihren Schwerpunkt auf Green Filming aus, dem wir diesmal unser Special widmen. Kulturinstitutionen versuchen, nachhaltig zu agieren, Kunstschaffende beleuchten die Problematik mit ihren Mitteln. Andererseits – auch das lässt sich nicht leugnen – verbraucht ein gut geölter und globalisierter Kulturbetrieb viele Ressourcen. Die Beiträge des vorliegenden morgen vermessen dieses Spannungsfeld. Trotz krisenhafter Umstände wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen. ● ○

Herzlichst

Ihre Nina Schedlmayer