Teamwork

Wir sind Landesgalerie


Die Landesgalerie in Krems: ein ultramoderner Bau von Marte.Marte Architekten, dessen Fassade aussieht wie ein gedrehter Würfel. Obwohl das Gebäude von außen geschlossen wirkt, ist es innen lichtdurchflutet. Die Leute, die darin werken, lieben es schon jetzt. Vier Menschen, die seit Monaten auf die Eröffnung hinfieberten, erzählten morgen, wie es sich im „Kremser Würfel“ so arbeitet. Warum die Gäste hier, mitten in der Wachau, keine Marillenmarmelade kaufen können. Wie man ein Gespräch mit dem Publikum in Gang bringt. Welche Aufregung entsteht, bevor ein Katalog erscheint. Und was Familien mit Kindern am besten vor dem Ausstellungsbesuch unternehmen.

Markus Lehmerhofer, Haustechniker

Ich bin gelernter Elektriker. Früher hatte ich auf Baustellen zu tun. Da gab es höchstens eine Handvoll Handwerker, mit denen ich kommuniziert hab. Seit März 2017 bin ich bei der Kunstmeile – und mag es sehr, dass ich jetzt mit so vielen verschiedenen Personen zu tun habe. 

Die Landesgalerie sah ich von Anfang an aus der Baugrube herauswachsen. Jetzt bin ich hier verantwortlich für die Elektrik, die Beleuchtung und die Regeltechnik. Regeltechnik heißt: Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit. Beide sind ganz wichtig für die Kunstwerke: 21,5 Grad und 50 Prozent Luftfeuchtigkeit. Inzwischen kenne ich jeden Winkel. Das müssen wir Haustechniker auch, schließlich fällt die Brandschutzsicherheit in unseren Bereich. Wir müssen dafür sorgen, dass alle Fluchtwege frei sind, alle Feuerlöscher in Ordnung und die Brandschutztüren sich öffnen lassen. 

Die Museen sind vernetzt. Der Leitstand, bei dem alles zusammenläuft, ist hier in der Landesgalerie. Der ist 24 Stunden besetzt. Ich komme zwischen acht und halb neun und arbeite ungefähr bis halb sechs. Wochenenddienste mache ich auch, vor allem als Bereitschaftsdienst. Wenn zum Beispiel die Heizkreispumpe ausfällt, ein Lift steckt oder ein Bewegungsmelder in der Nacht ausschlägt, ruft man mich an. Das passiert aber selten. Die Fehlalarme der letzten Jahre kann ich an einer Hand abzählen. Echten Alarm hab ich überhaupt noch keinen erlebt.

Markus Lehmerhofer, Haustechniker
Monika Saulich
Markus Lehmerhofer, Haustechniker

Ein bissl gestresst war ich schon.

Unlängst war ich das erste Mal mit meiner Familie hier: Meine Kinder sind dreieinhalb und eineinhalb Jahre alt, und ein bissl gestresst war ich schon. Die Kleinen wollen mit dem Lift fahren, jeden Knopf drücken und natürlich sofort zur Kunst. Ich empfehle Familien mit kleinen Kindern, vor der Ausstellung zum Spielplatz bei der Schiffsanlegestelle zu gehen. Der ist super! Meine Kinder kennen die Landesgalerie schon von Weitem. Wenn wir mit dem Auto vorbei fahren, rufen sie: „Do arbeit’ der Papa.“

Elisabeth Kainberger, Katalogredakteurin

Ich arbeite in der Abteilung für Produktion und bin dadurch sehr nah an den Ausstellungen. Gemeinsam mit einer Kollegin mache ich die Ausstellungskataloge. Dabei arbeite ich mit Autoren, Grafikern, Lektoren, Übersetzern, Druckereien zusammen, organisiere das Bildmaterial, kläre die Rechte ab. Mein Platz ist drüben in der Kunsthalle. 

Dort sitzen wir zu sechst im Büro, und wir sind ein tolles Team. Wenn mal was nicht so gut läuft, gibt es immer aufbauende Worte. Manchmal, wenn die Kolleginnen wegen der Ausstellungsvorbereitungen wenig im Büro sind, versuchen wir wenigstens eine gemeinsame Kaffeepause einzulegen. Die ist wichtig, um zwischendurch mal runterzukommen. Mein Lieblingsplatz war immer der Durchgang zwischen Landesgalerie und Karikatur-­Museum. Der wird in der Sonne auch in der kalten Jahreszeit schön warm. Und ich liebe die Terrasse oben in der Landesgalerie, die beeindruckt mich jedes Mal, wenn ich hinunterschaue. 

Bevor ich 2018 hier angefangen habe, habe ich Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Die klassische Moderne hat mich immer interessiert, aber auch die Gotik. Mittlerweile bewegt sich mein Interesse mehr in Richtung internationaler zeitgenössischer Kunst. Früher war ich in einem Verlag, wollte aber eigentlich wieder mehr mit Kunst zu tun haben. Und dabei ahnte ich bei meiner Bewerbung noch nicht einmal, wie eng ich mit den Kuratoren und Künstlern tatsächlich zusammenarbeiten werde.

Elisabeth Kainberger, Katalogredakteurin
Monika Saulich
Elisabeth Kainberger, Katalogredakteurin

Klar bin ich aufgeregt.

Jetzt kommt mein erster Katalog zur Landesgalerie heraus. Klar bin ich ein bisschen aufgeregt. Ob nicht doch ein Fehler durchgerutscht ist? Am Titelblatt wäre das schon blöd. Aber das wird nicht passieren. Auf meine Lektoren kann ich mich verlassen. Vor allem freut mich das Wissen, dass die Kataloge am Ende das sind, was von einer Ausstellung bleibt. Vielleicht bin ich altmodisch. Aber ich mag das Haptische des Papiers, wie es sich anfühlt beim Blättern.

Lisa Saahs, Kunstvermittlerin

„Kunstvermittlerin“: Ich mag das Wort nicht so. Ich beschreibe ja nicht im klassischen Sinn Werke oder bete nur Fakten herunter. Ich sehe meine Arbeit eher als Begegnung mit den Besucherinnen und Besuchern, bei der im besten Fall tolle Gespräche entstehen. Um diese in Gang zu bringen, stelle ich selbst viele Fragen. Am Ende tritt ja doch jeder einem Kunstwerk als er selbst gegenüber und muss eine eigene Haltung dazu entwickeln. 

Wie ich zur Arbeit hier komme? Eigentlich bin ich der Liebe wegen da. Mein Mann kommt aus Krems. Nach unserer Studienzeit in Innsbruck zogen wir hierher. Mittlerweile haben wir ein Haus gebaut und zwei Kinder. Bei der Kunstmeile bin ich seit einem Jahr. Meine Arbeit als Kunstvermittlerin macht mir großen Spaß, weil ich gerne mit Menschen zu tun hab. Vor allem mit ganz unterschiedlichen Menschen, die in die unterschiedlichen Museen kommen, Erwachsene und Kinder.  

Im neuen Gebäude der Landesgalerie habe ich mich von Anfang an wohl gefühlt. Moderne Architektur fasziniert mich. Ich habe meine Diplomarbeit über Frank Gehry und sein Schaffen in Europa geschrieben. Daher ist es für mich etwas Besonderes, jetzt in diesen Räumen von Marte.Marte zu arbeiten. Bernhard Marte, einen der Architekten, habe ich persönlich kennen gelernt. Im Moment schreibe ich gerade das Architektur-Vermittlungskonzept für die Landesgalerie. Das gehört auch zu meinen Aufgaben. Und das Gebäude ist ja selbst ein Kunstwerk! Am besten gefällt mir der große Ausstellungsraum im Erdgeschoss. In den geht man hinein, und er öffnet sich so wunderbar mit seinen Fensterfronten. Drinnen ist es ganz ruhig, und trotzdem bekommt man alles mit, was draußen vor sich geht.

Lisa Saahs, Kunstvermittlerin
Monika Saulich
Lisa Saahs, Kunstvermittlerin

Ich bete ja nicht nur Fakten herunter.

Übrigens kann ich die Kunstgalerie von meinem eigenen Haus aus sehen. Das steht drüben auf der anderen Donauseite am Berg. Am liebsten fahre ich die Strecke mit dem Rad. Als erstes begegne ich dann den Kolleginnen an der Kassa. Einige sind richtige Freundinnen geworden – ich kenne sie von den anderen Häusern der Kunstmeile. Das ist meine Arbeit: eine Reihe von Begegnungen. ●○